Herbrand und die Albtalbahn


Auf meiner Seite zur Albtalbahn waren die Identitäten (Hersteller und Fabriknummer von Mechanteil und E-Teil) wie folgt angegeben (basierend auf den am Ende der Seite genannten Quellen):


				Herbrandt 1910/ ? (elt: AEG 1910) - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 1 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 1 (DEBG)
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 1
				+1959

				Herbrandt 1910/ ? (elt: AEG 1910) - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 2 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 2 (DEBG)
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 2
				+1964
				->'?? Denkmal Bf. Ettlingen Stadt
				->'85 Denkmal Albtalbahnhof Karlsruhe

				Herbrandt 1910/ ? (elt: AEG 1910) - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 3 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 3 (DEBG)
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 3
				+1964

				Herbrandt 1911/ ? (elt: AEG 1911) - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 4 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 4 (DEBG)
				->'54 Ub. in Zweisystemlok
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 4
				+1964

				van der Zypen 1901/ ? (elt: AEG 1901) - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 15 (BLEAG)
				oder Albtalbahn 13 (BLEAG)
				->'11 Pforzheimer Straßenbahn 2 (oder 3?)
				+1919

				van der Zypen 1901/ ? (elt: AEG 1901) - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 16 (BLEAG)
				oder Albtalbahn 14 (BLEAG)
				->'11 Pforzheimer Straßenbahn 3 (oder 2?)
				+1919
				

Doch dazu gibt es inzwischen neue Erkenntnisse, die nachfolgend dankenswerterweise von Wolfgang-D. Richter skizziert werden:

In der Sekundärliteratur wird immer wieder ein externer Mechaniker bemüht, wenn die Herkunft von AEG-Lokomotiven "erklärt" werden soll. Das liegt vermutlich daran, dass alle anderen E-Hersteller auf diesem Gebiet tätige Firmen mit der Zulieferung der benötigten Mechanteile beauftragten. Nur die AEG war einen anderen Weg gegangen - dieser Sachverhalt gehörte lange Zeit nicht zum allgemeinen Kenntnisstand - weshalb auch den Lokomotiven der Albtalbahn ein (auf diesem Gebiet eigentlich völlig unerfahrener) Mechanteilhersteller angedichtet wurde.

Im Vorwort zum Heft 6 der AEG-Mitteilungen von 1926 "Der Dampflokomotivbau der AEG" ist hierzu u. a. zu lesen: "Die Herstellung elektrischer Lokomotiven durch zwei Unternehmen...führt...oft zu Schwierigkeiten, so dass es zweckdienlich und wirtschaftlich ist, den Neubau elektrischer Lokomotiven in einem Werk einheitlich durchzuführen. … Der Bau von Dampflokomotiven verlangte daher von der AEG im wesentlichen nur eine Erweiterung der seit 1899 bestehenden Abteilung für elektrische Lokomotiven". Lediglich bei Staatsbahnaufträgen verließ sich die AEG zu Beginn der Vollbahnelektrifizierung um 1910, wohl auch auf Betreiben des jeweiligen Kunden, auf namhafte Lokhersteller. Nach enttäuschenden Erfahrungen mit Krauss und Henschel konstruierte und baute die AEG aber schon 1912 den Mechanteil für ihren ersten Großauftrag - die EG 511-537, spätere E 71.1, wieder selbst.

Andererseits haben auch Veränderungen in der Firmenlandschaft zuweilen Fehlinterpretationen zur Folge. So wurden bei Überlegungen zur Herkunft der Drehgestelle der Albtalbahn-Triebwagen gleich mehrere Fehlschlüsse gezogen.

Die in Köln-Ehrenfeld ansässige Firma Herbrand ging 1917 in den Besitz der Linke-Hofmann-Werke (LHW) in Breslau über. Dieser Umstand wurde von den LHW dazu genutzt, im Jahr darauf einen Katalog über das Produktprogramm dieses neu hinzugekommenen Standorts herauszugeben - darin auch die Maximum-Drehgestelle der Triebwagen. Obwohl im Vorwort des Katalogs auf den Sachverhalt hingewiesen wurde und der neue Firmenname auf jedem Katalogblatt zu lesen ist, kam es später in einer einschlägigen Veröffentlichung zu der Annahme, die für die Fahrzeuge benötigten Drehgestelle seien von "Linke-Hoffmann-Lauchhammer" (LHL) zugeliefert worden - ein Beitrag, den der nur von 1922 bis 1926 so firmierende Hersteller im Jahre 1913 ohnehin nicht hätte leisten können.

So, wie die AEG den Kasten der Albtalbahn-Lok und deren Drehgestelle komplett baute, wurden auch die Triebwagen, einschließlich der Drehgestelle, einheitlich bei Herbrand gefertigt.

Doch zurück zu den Elektrolokomotiven: Die vier Einphasen-Wechselstrom-Lokomotiven der Albtalbahn wurden komplett von der AEG gebaut. Kompliziert wird es bei den Fabriknummern. Die AEG hatte im Überschwang der beginnenden Vollbahnelektrifizierung beschlossen, eine eigene Abteilung für Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs einzurichten, als "Bahnabteilung" über ein "B" vor der Fabriknummer zu erkennen. Erstes "Opfer" dieser Entscheidung war die EV 5, die als B 101 (die "100" als "0" herzunehmen, hatte bei AEG Tradition) auf die Gleise geschickt wurde. Bekannt sind sieben Maschinen, die mit diesen Nummern versehen wurden, darunter eine Lok der Albtalbahn, die als B 103 bezeichnet wurde. Nun gibt es zwei Lesarten: nach der einen war die B 103 die erste Maschine - also die Nr. 1. Da man sich nicht ganz sicher war, ob es sinnvoll ist, auch die schmalspurigen Privatbahnloks in die "Business-Class" einzureihen, bekamen die Lok 2, 3 und 4 "normale" Nummern: 832, 833 und 834 und nachträglich auch die Lok 1 die 984. Nach der zweiten Lesart wurden die Nummern einfach der Reihe nach vergeben, beginnend mit der 832 für die Lok 1 - da passt die B 103 aber nicht mit rein. Ich tendiere daher nach wie vor zur ersten Variante, zumal auf die B 103 drei nicht belegte Fabriknummern folgen. Bald darauf wurde die Sonderbehandlung mit eigenen B-Nummern wieder abgeschafft.

Die beiden Gleichstrom-Loks von 1900 wurden durch die UEG beschafft, die den Mechanteil von der BSI in Remscheid (Drehgestelle) und bei Lindner (Kasten) herstellen ließ; von Van der Zypen kamen nur die Radsätze (VdZ spielte damals als Radsatzlieferant eine ähnliche Rolle wie später die GHH, auch viele Klett-Wagen aus dieser Zeit waren mit VdZ-Radsätzen ausgerüstet).


Hieraus ergeben sich die korrigierten Lebensläufe der Albtalbahn-E-Loks:


				AEG 1910/ B103 -> 942 - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 1 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 1 (DEBG)
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 1
				+1959

				AEG 1910/ 832 - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 2 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 2 (DEBG)
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 2
				+1964
				->'?? Denkmal Bf. Ettlingen Stadt
				->'85 Denkmal Albtalbahnhof Karlsruhe

				AEG 1910/ 833 - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 3 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 3 (DEBG)
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 3
				+1964

				AEG 1910/ 834 - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 4 (BLEAG)
				->'32 Albtalbahn 4 (DEBG)
				->'54 Ub. in Zweisystemlok
				->'57 Albtal-Verkehrs-Ges. (AVG) 4
				+1964

				UEG 1900/ ? - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 15 (BLEAG)
				oder Albtalbahn 13 (BLEAG)
				->'11 Pforzheimer Straßenbahn 2 (oder 3?)
				+1919

				UEG 1900/ ? - Bo'Bo' - 1000mm
				Albtalbahn 16 (BLEAG)
				oder Albtalbahn 14 (BLEAG)
				->'11 Pforzheimer Straßenbahn 3 (oder 2?)
				+1919